Ein Erfolgsgarant der Industriebetriebe im Südwesten ist ihre Innovationskraft. Damit es dabei bleibt, muss nicht zuletzt die Politik mehr Mut zu Innovationen haben. Das betrifft ihre konkrete Förderpolitik ebenso wie die Suche und Auswahl zukünftiger Innovations- und Wachstumsfelder.
Die Landesregierung konzentriert sich in ihrer Innovationsstrategie auf ausgewählte Wachstumsfelder. Zusätzlich sind aber auch Innovationsanreize wichtig, die auf breiter Ebene wirken.
Das gilt nicht zuletzt mit Blick auf die zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen im Lande. Allein schon bessere Rahmenbedingungen für FuE könnten dazu beitragen, mehr Innovationen loszutreten - indem etwa bürokratische Hürden für Forscher abgebaut werden. Weitere Hebel wären beispielsweise die Stärkung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft sowie eine mittelstandsorientierte steuerliche FuE-Förderung. Letztere gibt es in zahlreichen anderen Industrieländern schon längst.
Wie wichtig Forschung und Entwicklung für Industriebetriebe ist, unterstreicht das Beispiel Industrie 4.0. Die Digitalisierung der Produktion ist ein für Baden-Württemberg besonders wichtiger Megatrend.
Mit ihm verändert sich die Fertigungsweise moderner Betriebe tiefgreifend. Ebenso wandeln sich die Arbeitswelt und die Anforderungen an die Qualifizierung der Beschäftigten. Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Südwesten zum führenden Standort in Sachen "Industrie 4.0" zu machen. Im Land gibt es dazu bereits viele geförderte Aktivitäten. Gleichwohl sind die Herausforderungen für das Flächenindustrieland Baden-Württemberg groß - aber eben auch die Chancen, die vorhandene erstklassige Industriebasis weiter zu stärken und auszubauen.
Die Landesregierung muss zur Förderung vor Innovationen im Südwesten ein Gremium wie den Innovationsrat wieder einführen. Er kann übergeordnete Fragen des Innovationsprozesses begleiten und neue Impulse einbringen. Mit einem solchen Gremium hat Baden-Württemberg in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Ihm gehörten rund 50 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Kirchen, Sport und Medien sowie Vertreter von Kommunen, Verbänden, Kammern und Gewerkschaften an. Guter Rat ist heute jedenfalls gefragter denn je.
In der Vergangenheit hatten die Betriebe im Südwesten Zugang auch zur bedeutenden Hochschulforschung im Land. Die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft nutzte allen Beteiligten. Politische Forderungen nach einer hohen Transparenz, bei der sämtliche Beziehungen zwischen Unternehmen und Hochschulen offenzulegen sind, schaden aber dem Zugang zu Forschung und Entwicklung (FuE) - insbesondere, weil dann Konkurrenten leichter die Zukunftsstrategien der Unternehmen durchschauen können. Nicht zuletzt deshalb setzt FuE eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und Forschungseinrichtungen voraus. Zudem muss es den Unternehmen möglich sein, die Ergebnisse wirtschaftlich verwerten zu können.