Starke Industrie, starkes Land

Fachkräftesicherung: Mit mehr Köpfchen

Die besten Produktideen und die beste Fertigungstechnik bringen nichts, wenn gute Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel darf nicht zur Bremse für Wachstum und Wohlstand im Südwesten werden. Hier schöpft die Politik noch längst nicht alle Möglichkeiten aus, um gegenzusteuern.

Die Betriebe tun viel für die Fachkräftesicherung. Um dabei erfolgreich sein zu können, brauchen Sie aber die Unterstützung der Politik.

  • Mitarbeiter gewinnen und halten. Schon heute macht Fachkräftemangel vielen Betrieben in Baden-Württemberg zu schaffen. Die Entwicklung kann sich zu einem ausgemachten Investitionshindernis auswachsen. Qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und halten zu können, ist für die Betriebe damit wichtiger denn je. Sie tun viel, um Auszubildende für sich zu begeistern, um ihre Fachkräfte zu schulen und um erfahrene Experten möglichst lange an Bord halten zu können.
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Immer mehr Beschäftigte legen Wert auf eine größere Vereinbarkeit von Beruf und Familie - etwa um sich verstärkt um ihre Kinder oder um ältere Familienangehörige kümmern zu können. Auch darauf sind die Unternehmen längst eingestellt: Sie bieten beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung und immer öfter sogar Betriebskindergärten. Das alles geht aber eben nur, wenn die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen bietet.

Für Arbeitnehmer ist es heute wichtiger denn je, ihr erreichtes Qualifikationsniveau zu halten und möglichst auszubauen.

Voraussetzung ist die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Mitarbeiter und Betriebe profitieren davon. Schließlich machen qualifizierte Belegschaften die Unternehmen wettbewerbsfähiger und die Jobs sicherer. Die baden-württembergische Wirtschaft gibt jährlich mehr als vier Milliarden Euro für Weiterbildung aus, die sich auch am betrieblichen Bedarf orientiert - allein die Metall- und Elektroindustrie davon rund eine Milliarde Euro. Diese sinnvolle Weiterbildung, die sich immer am tatsächlichen betrieblichen Bedarf orientiert, gilt es zu stärken - und nicht durch einen bezahlten Urlaubsanspruch für persönliche Weiterbildung zu konterkarieren, der hinsichtlich der wirklichen Herausforderungen in der Weiterbildung nichts bringt.

Ohne eine entsprechende Schulausbildung wachsen die im Südwesten besonders gefragten Fachkräfte nicht heran. Da Schulpolitik originäre Landesangelegenheit ist, kommt der Landesregierung hier besondere Verantwortung zu.

  • Lerninhalte: Mehr MINT gefragt. Beim Thema MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) hat sich in den vergangenen Jahren viel getan - selbst in den Kindergärten. Gleichwohl sind nach wie vor längst nicht alle Schulabgänger fit für eine betriebliche Ausbildung. Und insbesondere Mädchen tun sich immer noch schwer, technische Berufe für sich zu entdecken. Trotz attraktiver Berufschancen und guter Bezahlung.
  • Die Landesregierung muss die vielfältigen Initiativen zum Thema MINT weiterführen. Dabei können die Aktivitäten des Landes und der Arbeitgeberverbände im Südwesten Hand in Hand gehen, da sich die Verbände hier erheblich engagieren.
  • Qualität der Schulen zählt: Wie wirft Schulausbildung die besten Ergebnisse ab? Bei der Beantwortung dieser Frage helfen ideologische schulpolitische Debatten nicht weiter. Vielmehr muss die Landesregierung bei der Bewertung der Schulpolitik auf messbare Kriterien zurückgreifen. Entscheidend sind die besten pädagogischen Konzepte, die Kompetenzorientierung und die richtigen Lerninhalte. Das muss die Landesregierung in den Mittelpunkt ihrer Schulpolitik stellen. Nicht weniger wichtig sind eine überzeugende Qualitätssicherung und ein vernünftiger Umgang mit knappen Zeit- und Geldressourcen.
  • Zukunftsmodell Selbstständige Schule: Die Landesregierung muss mehr Vertrauen in die Schulen und in ihre Kraft haben, selbstständig zu agieren. Die "Selbstständige Schule" ist ein entscheidender Hebel, um das Schulsystem qualitativ zu verbessern und die Kinder individuell zu fördern. Was in diesem Rahmen möglich ist, zeigt der Leitfaden "Selbstständige Schule". Bereits 29 Pilotschulen in Baden-Württemberg haben ihn für die eigenständige Schulentwicklung genutzt. Das sollte gerade auch der Landesregierung Mut zu einer besseren Bildungspolitik machen.
  • Ganztagsschulen schneller ausbauen: Was vielen Eltern eine Berufstätigkeit überhaupt erst ermöglicht, sind Ganztagsschulen. Die Landesregierung will bis zum Jahr 2023 Ganztagsangebote in 70 Prozent der Grundschulen einführen. Andere Länder sind hier allerdings schneller. In NRW zum Beispiel sind bereits heute mehr als 90 Prozent der Grundschulen offene Ganztagsschulen.
  • Die Landesregierung muss ihr Potenzial schneller nutzen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken. Ein wesentliches Element ist dabei der schnellere Ausbau der Ganztagsschulen.

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