So erfolgreich die Industrie auch ist, sie hat eine erkennbare Schwachstelle: hohe Arbeitskosten.
Die Arbeitskosten sind in den letzten Jahren spürbar weiter angezogen – und das angesichts einer immer härteren internationalen Konkurrenz, gegen die sich die vom Export abhängige heimische Wirtschaft behaupten muss.
Quelle: Statistisches Bundesamt, VGR der Länder
Die meisten wichtigen internationalen Wettbewerber zahlen für Arbeit deutlich weniger als die westdeutsche Industrie. Höhere Arbeitskosten schultern nur fünf kleinere Industriestaaten – Norwegen, die Schweiz, Belgien, Schweden und Dänemark.
Zwar hatte sich Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit viele Jahre durch Lohnabschlüsse verbessert, zu deren wesentlichen Zielen es gehörte, Arbeitsplätze zu sichern und neu aufzubauen. Doch nach der Weltwirtschaftskrise 2008/09 zogen die Löhne wieder kräftig an. Alles in allem mussten die Unternehmen im westdeutschen Produzierenden Gewerbe im Jahr 2014 im Schnitt Arbeitskosten von gut 62.900 Euro je Vollzeitbeschäftigten schultern.
Maßgeblich für die Lohnkosten sind aber nicht nur die Tarifpartner. Erheblichen Einfluss hat auch die Politik. Gerade von Seiten des Bundes kamen zuletzt neue Belastungen hinzu, die Arbeit verteuern. Beispiele sind unter anderem die Rente mit 63, Mütterrente, Pflegereform, Pflegeauszeit und das Elterngeld Plus. Jetzt nur auf Berlin zu zeigen, wäre verfehlt - schließlich wurde alles immer auch von Politikern aus dem Südwesten mit abgenickt.
Hinzu kommen noch weitere deutsche "Kosten-Extras" wie hohe Strompreise infolge der Energiewende, hohen Unternehmenssteuern, der gesetzliche Mindestlohn und Einschränkungen bei der Zeitarbeit. Die Reihe der Beispiele ließe sich fast beliebig fortsetzen. Sie reicht bis zur überbordenden Bürokratie, für die sowohl der Bund als auch Land und Kommunen verantwortlich zeichnen. Trotz allem - noch schafft es Baden-Württemberg, deutlich höhere Durchschnittslöhne zu zahlen als im Bundesschnitt. Soll das so bleiben, muss die Stärke der Industrie im Südwesten erhalten werden.