Während die heimischen Industrieunternehmen ihre Standorte im Ausland ausbauen, stockt die Entwicklung im Inland.
Der gesamte Industriebestand in Baden-Württemberg hatte im Jahr 2011 einen Gegenwartswert von rund 144 Milliarden Euro. Das ist eine Riesensumme. Doch was echtes Wachstum in der Fertigung angeht, herrscht im Südwesten nahezu Stillstand. Denn bei Investitionen geht es hier vor allem um den Erhalt der vorhandenen Produktionskapazitäten, indem beispielsweise der Maschinen- und Anlagenpark modernisiert und die Produktivität erhöht wird. Alles mit dem Hauptziel, die hohen Kosten hierzulande besser in den Griff zu kriegen.
Wie sich die Zeiten ändern: Früher wuchs auch hier der sogenannte Kapitalstock stetig an. Doch seit rund zehn Jahren stockte die Entwicklung. Seiher geht es auf und ab.
Quelle: VGR der Länder
Am aktuellen Rand ist ein negativer Trend festzustellen. Zu wenig Geld wird vor allem in neue Gebäude, Hallen und andere Bauten gesteckt – dabei gelten gerade sie als Beweise für den Willen von Unternehmen zum langfristigen Engagement. Offensichtlich wird auch künftig nicht wirklich mit einer deutlichen Ausweitung der Produktion im Südwesten gerechnet.
Quelle: VGR der Länder
Moderne Industriebetriebe wie die im Südwesten brauchen hoch qualifizierte Mitarbeiter. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung hierzulande wird die Fachkräftedecke jedoch dünner - gerade auch im MINT-Bereich, also bei Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Allein um die altersbedingt ausscheidenden Routiniers zu ersetzen, werden bundesweit ohne Zusatzmaßnahmen bis zum Jahr 2020 rund 670.000 MINT-Kräfte fehlen.
Immerhin ist im Südwesten derzeit keine echte Erosion bei der Industrie festzustellen, also eine direkte Fertigungs-Verlagerung im größeren Umfang von Baden-Württemberg ins Ausland. Aber die Anzeichen sprechen für eine schleichende Deindustrialisierung. Und was passiert in der nächsten Krise, wenn Aufträge ausbleiben und sowohl im In- als auch im Ausland Überkapazitäten entstehen?