Die Verbundenheit der Betriebe mit dem Südwesten schwindet. Das erhöht die Gefahr von Auslandsverlagerungen zusätzlich. Auch Arbeitnehmer zieht es eher weg.
Die Industrie ist im Südwesten tief verwurzelt. Trotzdem - der Umstand, dass ausländische Standorte immer öfter den Vorzug vor dem Inland bekommen, sollte hellhörig machen. Auch, wenn es bisher typischerweise lediglich um einfache Produktionstätigkeiten geht.
Tatsächlich hat die Attraktivität des heimischen Standorts aus Sicht der Unternehmen gelitten. Die Bindung der Betriebe an bisherige Standorte ist zwar mehrheitlich gegeben, aber nicht mehr besonders stark ausgeprägt.
Das unterstreicht auch die Befragung von Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie durch den Arbeitgeberverband Südwestmetall im Jahr 2014.
Auf die Frage, ob sie sich noch einmal für ihren jetzigen Standort im Südwesten entscheiden würden, antwortete immerhin rund ein Drittel der Unternehmen mit "eher nein". Angesichts der hohen Zugkraft des Auslands ist das ein klarer Hinweis auf mögliche weitere Auslandsinvestitionen.
1-499 Mitarbeiter | 500 und mehr Mitarbeiter | |
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Eher ja | 42,6 | 43,8 |
Eher nein | 38,3 | 30,0 |
Weiß nicht | 19,1 | 26,2 |
Quelle: Konjunkturumfrage 2014 Südwestmetall
Aus ersten Abwanderungsgedanken von Unternehmen kann heute immer häufiger und schneller Ernst werden. Das hat ganz handfeste Gründe: Moderne Produktions- und Steuerungstechnologien erlauben es mittlerweile auch kleineren Betrieben, eine Werkbank im Ausland aufzubauen. Die Größenschwelle, ab der Unternehmen über einen solchen Schritt nachdenken, sinkt immer weiter.
Wodurch kann die Standorttreue der Betriebe wieder verbessert werden? Ganz wesentlichen Einfluss darauf hat – über alle anderen Punkte von den Arbeitskosten bis zur Verkehrsinfrastruktur hinaus – die grundsätzliche Wirtschaftsfreundlichkeit im Südwesten.
Wie es um diese aus Sicht der Betriebe bestellt ist, zeigt eine Unternehmensumfrage des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall vom Herbst 2014. Die erfreuliche Botschaft: Insgesamt ergibt sich ein eher positives Bild. Am besten schneidet im Unternehmensurteil die Bevölkerung ab, gefolgt von der Verwaltung.
Wahrgenommene Wirtschaftsfreundlichkeit der Bevölkerung, der Politik und der Verwaltung
Quelle: Konjunkturumfrage 2014 Südwestmetall
Was die Wirtschaftsfreundlichkeit der Politik vor Ort angeht, sind allerdings mehr negative Stimmen vernehmbar. Gerade von kleineren und mittelständischen Unternehmen ist öfters Kritik zu hören. Das sollte für Politiker Grund genug sein, künftig noch genauer hinzuhören, wenn es um die Belange der Wirtschaft geht.
Nicht nur aus Sicht der Unternehmen hat der Standort Baden-Württemberg inzwischen Kratzer im Lack. Auch Stellenbewerber von anderswo reizt der Südwesten nicht mehr so sehr. So zogen zuletzt jährlich 1.300 Menschen mehr aus Baden-Württemberg in andere Bundesländer als andersherum. Impulse kommen inzwischen fast ausschließlich aus dem Ausland. Immer häufiger als Hauptgrund gegen einen Arbeitsplatz im Südwesten genannt wird übrigens die schlechte Anbindung der Regionen. Das belegen viele Bewerbergespräche in den Unternehmen.